Bloß gestellt (könnte aber jederzeit so passieren)

Bloß gestellt (könnte aber jederzeit so passieren)

Coco postet ein Bild von Luk, wie er auf der Schultoilette sitzt. Aufgenommen hat das Foto Rezzo, Luks Freund. Eigentlich hatte er versprochen, es nicht weiterzugeben. Doch nun findet es sich bei Facebook und in zwei WhatsApp-Gruppen. Auf die Kommentare muss Luk nicht lange warten: „Lol!“, „Spast!“, „Selber Schuld.“ Luk will nichts mehr mit der Clique zu tun haben, nur sein bester Freund Fido hält noch zu ihm…
Alles nur erfunden? Ja. Und Ausgangssituation für das Rollenspiel „Bloßgestellt“. Die Sozialpädagoginnen Rebecca Schmid und Stefanie Zeitler führten es im Rahmen der Mobbing-Prävention zusammen mit Klassenlehrer Matthias Tholl und seiner Klasse 8a durch.
Zu Beginn wählten je zwei SchülerInnen eine der Rollen aus: Coco, Fido, Luk oder Rezzo aus der Clique, oder lieber Eltern und Lehrer. Jedes Tandem bekam einen Beobachter an die Seite gestellt, der ihr Verhalten und die Gespräche mit den anderen protokollierte.

Die SchülerInnen spielten dann den Verlauf der Geschichte weiter. An der Tafel waren die Facebook-Timelines der Clique verfügbar. Hier wurde gepostet, gelikt, gelitten, angeklagt, gefordert und gebangt.



Darunter hingen Umschläge, in die private WhatsApp-Nachrichten „gesendet“ werden konnten.


Die einzelnen Gruppen konnten sich auch zu persönlichen Gesprächen verabreden. Eltern und Lehrer wurden eingeschaltet und die Teilnehmer der Clique diskutierten wild, versuchten zu schlichten, wurden wieder enttäuscht…


Schließlich traf man sich erneut im Stuhlkreis, alle SchülerInnen mussten symbolisch ihre Rolle wieder ablegen. Es wurde reflektiert. Die einzelnen Charaktere gaben Einblick in ihre Gefühlswelt zu Beginn und am Ende des Planspiels. Luk beispielsweise war erst wütend, jetzt ging es ihm zumindest ein bisschen besser. Der „Lehrer“ war zufrieden, dass er den Kindern ein bisschen helfen konnte und Coco zeigte sich immer noch recht uneinsichtig.

Zusammen sammelten dann alle Vorschläge, wie man den Gefahren des „Cybermobbings“ begegnen könnte:

  • Sei wachsam! Fühle dich verantwortlich, wenn du etwas mitbekommst!
  • Wende dich immer an eine Vertrauensperson (Lehrer, Eltern, Mitschüler).
  • „Hetze“ nicht mit – keine Likes, Kommentare, Emojis.
  • Verteile Bilder, Videos oder Audioaufnahmen keinesfalls weiter.
  • Stelle dich, wenn möglich, auf die Seite des Opfers – zeige dich solidarisch!

Letztlich waren alle SchülerInnen froh, dass ihre Klassenkameraden nicht wirklich „bloßgestellt“ wurden. Alles nur ein Spiel, das schon. Aber mit einem sehr ernsten Hintergrund.